Eberhard Busch to Rolf Italiaander, 1968
The question of Karl Barth’s position on homosexuality was raised recently by Wyatt Houtz, who has quoted George Hunsinger’s reference to a letter near the end of Barth’s life that indicates a change of mind on this issue. Since this letter is only available in German, Wyatt asked if someone could translate it. In answer to the call, I have done precisely that. It’s a rough translation, and no doubt others could improve it, but the gist should be clear enough. Below I have included the letter in both German and English.
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To the ethnologist Rolf Italiaander, Hamburg 1968
Letter from Eberhard Busch (at the instruction of Karl Barth) written on June 21, 1968.
Sehr geehrter Herr Italiaander!
Professor Karl Barth hat Ihren Brief vom 10. Juni zur Kenntnis genommen und hat sich gefreut, daß Sie bei der von Ihnen geplanten Sammlung zum Problem der Homosexuellen und ihrer sozialen Stellung und Anerkennung daran gedacht haben, auch seine Stimme zum Klingen zu bringen.
In der Tat hat er sich bereits einmal (Kirchl. Dogmatik III/4, 1951, S. 184f. [note]) zu diesem Problem geäußert - freilich in einem Sinn, der jenen Abschnitt für Ihre Sammlung wohl nicht als geeignet und passend erscheinen läßt. Damit Sie seine dort überwiegend negative Einstellung zu homosexuellen Beziehungen nicht falsch oder überbewerten, sei kurz angedeutet:
1) daß die dort - nur beiläufig - gemachte Äußerung nur auf dem Hintergrund des ganzen Zusammenhangs jenes Abschnitts zu verstehen und zu würdigen ist: ein Zusammenhang, in dem K. Barth das dem Menschen als Kreatur und in seiner Kreatürlichkeit gegebene Gebot Gottes unter einem von mehreren Aspekten, nämlich unter dem der »Freiheit zur Gemeinschaft» auslegt. Wobei für ihn die Urgestalt aller mitmenschlichen Gemeinschaft die des (nicht bloß «ehelichen», sondern des ganzen natürlichen) Gegenübers von Mann und Frau ist.
2) In diesem Zusammenhang erscheint ihm nun die Homosexualität ihrem Wesen nach als eine Gestalt von unfreier Gemeinschaft - bzw. als ein Verhalten, in dem sich der Mensch seiner Freiheit zur Gemeinschaft verschließt und entzieht. Sie dürfen aber gewiß sein, daß diese seine Meinung zu diesem Punkt als solche für ihn prinzipiell keine Erlaubnis zur «Diffamierung», geschweige zur (ja unsinnigen) juristischen «Bestrafung» der Homosexuellen (jedenfalls soweit sie nicht Andere «verführen» oder «belästigen») implizierte und impliziert. Für wirklich schlimm hält er nicht sie, sondern vielmehr den emotionalen Pharisäismus, der - sei es mit degradierenden (zudem oft nicht mit gleichem Maß angewandten) Gesetzesparagraphen, sei es im verächtlichen Flüsterton gegen sie einschreitet oder Stimmung macht. So auf keinen Fall!
3) Prof. Barth ist mit seinen damaligen beiläufigen Äußerungen heute - angesichts der seit ihrer Niederschrift eingetretenen Wandlungen und neuen Erkenntnisse - nicht mehr ganz zufrieden und würde sie heute sicher etwas anders abfassen. Man darf also denken, daß er gerade auf dem Hintergrund des Zusammenhangs, daß Gottes Gebot grundsätzlich auch als «Freiheit zur Gemeinschaft» wahrgenommen und befolgt sein will, - im Gespräch mit Medizinern und Psychologen - zu einer neuen Beurteilung und Darstellung des Phänomens kommen könnte.
Das würden Sie natürlich jetzt gern von ihm hören. Dazu hat er, der sich als über 82jähriger allerlei Beschränkungen gefallen lassen muß, aber nun nicht mehr die dazu erforderliche Zeit. Sie meint er mit den ihm verbliebenen Kräften auf die Arbeit an ihm gegenwärtig noch wichtiger erscheinende Themen und Aufgaben verwenden zu sollen. Haben Sie bitte freundliches Verständnis dafür!
In seinem Auftrag grüßt Sie ergeben
Eberhard Busch
Dear Mr. Italiaander!
Professor Karl Barth took note of your letter on June 10 and is pleased that, in your planned anthology on the issue of homosexuals and their social status and recognition, you thought to give space to his voice.
In fact he has already once expressed himself on this issue (Kirchliche Dogmatik III/4, 1951, 184f.)—though in a sense that probably would not be appropriate and suitable for that section of your anthology. Lest you view the predominantly negative attitude toward homosexual relations in that passage in a false or exaggerated way, the following was briefly mentioned:
1) That one has to understand and appreciate what is expressed there—only incidentally—against the background of the whole context of that passage: a context in which Karl Barth interprets the command of God given to human beings as creatures and in their creatureliness under one of several aspects, namely under the “freedom for community.” For him the original form of interpersonal community (not merely “marital” but all natural community) is the counterpart of man and woman.
2) In this context homosexuality in its essence appeared to him as a form of unfree community—namely, as a behavior in which one closes oneself to and withdraws from one’s freedom for community. But you can be sure that his opinion on this point did not and does not imply as such a license for “defamation,” let alone for the (nonsensical) legal “punishment” of homosexuals (at least insofar as they do not “seduce” or “harass” others). For he does not consider them actually wicked but rather he considers it emotional Pharisaism when, on the one hand, there is a degrading of the articles of the law (though often not carried out to the same degree), but on the other hand in contemptuous whispers people take actions against them or create a hostile environment. By no means!
3) With respect to his former incidental remarks—in view of the changes and new discoveries that have occurred since its writing—Professor Barth is today no longer entirely satisfied and would certainly today write them somewhat differently. One may think, therefore, precisely against the background of the context in which God’s command fundamentally wants to be perceived and followed as “freedom for community,” that—in conversation with doctors and psychologists—one could come to a new evaluation and presentation of the phenomenon.
You would naturally now like to hear this from him. But having endured eighty-two years of all kinds of limitations, he now no longer has the time required for this purpose. They say that he should make use of his remaining strength to work on those themes and tasks that presently appear more important to him. We ask for your kind understanding!
Greetings on his behalf,
Eberhard Busch
German text in: Offene Briefe 1945–1968 (Gesamtausgabe 5.15), 542–43.
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To the ethnologist Rolf Italiaander, Hamburg 1968
Letter from Eberhard Busch (at the instruction of Karl Barth) written on June 21, 1968.
Sehr geehrter Herr Italiaander!
Professor Karl Barth hat Ihren Brief vom 10. Juni zur Kenntnis genommen und hat sich gefreut, daß Sie bei der von Ihnen geplanten Sammlung zum Problem der Homosexuellen und ihrer sozialen Stellung und Anerkennung daran gedacht haben, auch seine Stimme zum Klingen zu bringen.
In der Tat hat er sich bereits einmal (Kirchl. Dogmatik III/4, 1951, S. 184f. [note]) zu diesem Problem geäußert - freilich in einem Sinn, der jenen Abschnitt für Ihre Sammlung wohl nicht als geeignet und passend erscheinen läßt. Damit Sie seine dort überwiegend negative Einstellung zu homosexuellen Beziehungen nicht falsch oder überbewerten, sei kurz angedeutet:
1) daß die dort - nur beiläufig - gemachte Äußerung nur auf dem Hintergrund des ganzen Zusammenhangs jenes Abschnitts zu verstehen und zu würdigen ist: ein Zusammenhang, in dem K. Barth das dem Menschen als Kreatur und in seiner Kreatürlichkeit gegebene Gebot Gottes unter einem von mehreren Aspekten, nämlich unter dem der »Freiheit zur Gemeinschaft» auslegt. Wobei für ihn die Urgestalt aller mitmenschlichen Gemeinschaft die des (nicht bloß «ehelichen», sondern des ganzen natürlichen) Gegenübers von Mann und Frau ist.
2) In diesem Zusammenhang erscheint ihm nun die Homosexualität ihrem Wesen nach als eine Gestalt von unfreier Gemeinschaft - bzw. als ein Verhalten, in dem sich der Mensch seiner Freiheit zur Gemeinschaft verschließt und entzieht. Sie dürfen aber gewiß sein, daß diese seine Meinung zu diesem Punkt als solche für ihn prinzipiell keine Erlaubnis zur «Diffamierung», geschweige zur (ja unsinnigen) juristischen «Bestrafung» der Homosexuellen (jedenfalls soweit sie nicht Andere «verführen» oder «belästigen») implizierte und impliziert. Für wirklich schlimm hält er nicht sie, sondern vielmehr den emotionalen Pharisäismus, der - sei es mit degradierenden (zudem oft nicht mit gleichem Maß angewandten) Gesetzesparagraphen, sei es im verächtlichen Flüsterton gegen sie einschreitet oder Stimmung macht. So auf keinen Fall!
3) Prof. Barth ist mit seinen damaligen beiläufigen Äußerungen heute - angesichts der seit ihrer Niederschrift eingetretenen Wandlungen und neuen Erkenntnisse - nicht mehr ganz zufrieden und würde sie heute sicher etwas anders abfassen. Man darf also denken, daß er gerade auf dem Hintergrund des Zusammenhangs, daß Gottes Gebot grundsätzlich auch als «Freiheit zur Gemeinschaft» wahrgenommen und befolgt sein will, - im Gespräch mit Medizinern und Psychologen - zu einer neuen Beurteilung und Darstellung des Phänomens kommen könnte.
Das würden Sie natürlich jetzt gern von ihm hören. Dazu hat er, der sich als über 82jähriger allerlei Beschränkungen gefallen lassen muß, aber nun nicht mehr die dazu erforderliche Zeit. Sie meint er mit den ihm verbliebenen Kräften auf die Arbeit an ihm gegenwärtig noch wichtiger erscheinende Themen und Aufgaben verwenden zu sollen. Haben Sie bitte freundliches Verständnis dafür!
In seinem Auftrag grüßt Sie ergeben
Eberhard Busch
Dear Mr. Italiaander!
Professor Karl Barth took note of your letter on June 10 and is pleased that, in your planned anthology on the issue of homosexuals and their social status and recognition, you thought to give space to his voice.
In fact he has already once expressed himself on this issue (Kirchliche Dogmatik III/4, 1951, 184f.)—though in a sense that probably would not be appropriate and suitable for that section of your anthology. Lest you view the predominantly negative attitude toward homosexual relations in that passage in a false or exaggerated way, the following was briefly mentioned:
1) That one has to understand and appreciate what is expressed there—only incidentally—against the background of the whole context of that passage: a context in which Karl Barth interprets the command of God given to human beings as creatures and in their creatureliness under one of several aspects, namely under the “freedom for community.” For him the original form of interpersonal community (not merely “marital” but all natural community) is the counterpart of man and woman.
2) In this context homosexuality in its essence appeared to him as a form of unfree community—namely, as a behavior in which one closes oneself to and withdraws from one’s freedom for community. But you can be sure that his opinion on this point did not and does not imply as such a license for “defamation,” let alone for the (nonsensical) legal “punishment” of homosexuals (at least insofar as they do not “seduce” or “harass” others). For he does not consider them actually wicked but rather he considers it emotional Pharisaism when, on the one hand, there is a degrading of the articles of the law (though often not carried out to the same degree), but on the other hand in contemptuous whispers people take actions against them or create a hostile environment. By no means!
3) With respect to his former incidental remarks—in view of the changes and new discoveries that have occurred since its writing—Professor Barth is today no longer entirely satisfied and would certainly today write them somewhat differently. One may think, therefore, precisely against the background of the context in which God’s command fundamentally wants to be perceived and followed as “freedom for community,” that—in conversation with doctors and psychologists—one could come to a new evaluation and presentation of the phenomenon.
You would naturally now like to hear this from him. But having endured eighty-two years of all kinds of limitations, he now no longer has the time required for this purpose. They say that he should make use of his remaining strength to work on those themes and tasks that presently appear more important to him. We ask for your kind understanding!
Greetings on his behalf,
Eberhard Busch
German text in: Offene Briefe 1945–1968 (Gesamtausgabe 5.15), 542–43.
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